3. März 2005 Vortrag "Usability Engineering: Richtige Software entwickeln oder nur Software richtig entwickeln?" am 07.04.2005 auf der SQS-Konferenz in Düsseldorf

Zusammenfassung des Vortrags

Usability Engineering ist eine ingenieurmäßig ausgewiesene Kompetenz und Vorgehensweise. Doch was kommt dabei heraus? Dies wird am einfachsten im Vergleich zum Software-Engineering klar. Software-Engineering soll sicherstellen, dass eine Software richtig entwickelt wird. Gemessen an diesem Anspruch soll Usability Engineering sicherstellen, dass die richtige Software aus Sicht des Kunden und der Nutzer entwickelt wird. Beide Ansprüche müssen erfüllt werden.

Bei konsequenter Anwendung von Usability Engineering wandelt sich die Projektkultur grundlegend. So wird die Frage nach der Validität eines Produkts schon zu Beginn des Entwicklungsprozesses gestellt, also die Frage nach dem "richtigen" Produkt. Hierdurch wird von Anfang an das Risiko einer Fehlentwicklung minimiert. Der Auftraggeber wird in die Lage versetzt, die Frage zu beantworten: "Habe ich wirklich einen klaren Entwicklungsauftrag erteilt?" Der Auftragnehmer wiederum wird in die Lage versetzt, die Frage zu beantworten: "Habe ich wirklich verstanden, was der Kunde will?" Viele Projekte scheitern an dieser Frage oder landen gar vor Gericht.

Es lohnt sich, die Methoden und den Prozess des Usability Engineering anzuwenden, weil so die Vertragsparteien wirksam kooperieren und gemeinsam zu Ergebnissen gelangen, die zu beiderseitiger Wertschöpfung beitragen. Insofern ist Usability Engineering fester Bestandteil des modernen Qualitätsmanagements im Sinne von ISO 9000:2000. Usability Engineering umfasst alle Aktivitäten, die bei der Entwicklung, Anpassung und Pflege eines Software-Erzeugnisses sicherstellen, dass ein Softwareprodukt durch seine Nutzer effektiv, effizient und zufrieden stellend genutzt werden kann.

Anspruch und Wirklichkeit liegen jedoch bei der wirksamen Integration von Usability Engineering in die Praxis von IT-Projekten nach wie vor weit auseinander. Im CHAOS-Report von 1995 hat die Standish Group die mangelnde Nutzerbeteiligung als Hauptgrund für das Scheitern von IT-Projekten ausgemacht. Es stellt sich die Frage, ob man Nutzerbeteiligung mit ingenieurmäßigen Methoden realisieren kann. Usability Engineering verfügt über eine hierfür einschlägige Methodik. Diese muss von allen beteiligten Parteien im Projekt verstanden und akzeptiert werden. In den letzen Jahren hat Usability Engineering in den Projekten viel erreicht, nicht zuletzt infolge der Aufgeschlossenheit vieler Anwenderorganisationen für Möglichkeiten der wirksamen Mitwirkung in den Projekten. Es wird nicht mehr ohne weiteres hingenommen, dass die ausgelieferte Software eine frustrierende Nutzungsqualität aufweist, so dass wegen der dadurch verursachten hohen Nutzungskosten die erwarteten Produktivitätssteigerungen ausbleiben (siehe MGI-Analyse des McKinsey Global Institute von 2001).

Im Vortrag wird gezeigt, welche Methoden in welchen Phasen von Entwicklungs-, Einführungs- oder Anpassungsprojekten wie eingesetzt werden, um die Nutzungsqualität des Produktes sicherzustellen und so die Anwenderseite vor bösen Überraschungen zu schützen. Es wird ein Reifegradmodell für Usability Engineering vorgestellt, das sowohl Herstellern als auch IT-Dienstleistern hilft, schrittweise einen wirksamen Usability-Engineering-Prozess in die eigene Organisation einzuführen.

Referenten

Dr. Wolfgang Dzida

Dr. Wolfgang Dzida hat durch seine Jahrzehnte langen Forschungsarbeiten am früheren nationalen Forschungszentrum für IT (GMD) sowie an Universitäten im In- und Ausland wesentliche Grundlagen des Konformitätstestens und des Usability Engineering geschaffen, die in die Entwicklung der DATech-Usability-Prüfverfahren eingegangen sind. Diese Verfahren sind für akkreditierte Usability-Prüfstellen als Methodik verpflichtend. Dr. Dzida arbeitet heute an der Entwicklung von Dienstleistungen des Anforderungsmanagements für die Software-Industrie und leitet zusammen mit Thomas Geis die Fortbildungsseminare der Deutschen Informatik Akademie zu den T hemen Usability Engineering und Spezifikation von Nutzungsanforderungen.

Thomas Geis

Thomas Geis ist Geschäftsführer der ProContext GmbH, einem Beratungshaus, das sich auf die Spezifikation von Nutzungsanforderungen sowie die Entwicklung von innovativen Nutzungskonzepten spezialisiert hat. Er verfügt über 10 Jahre solide Erfahrung in der methodischen Begleitung von Entwicklungsprojekten in frühen Phasen sowie in Test und Bewertung der Gebrauchstauglichkeit (Usability) von interaktiven Produkten. Thomas Geis ist im Umfeld Usability weltweit tätig; zu seinen Kunden gehören große Hersteller in Deutschland, Japan und den USA. Weiterhin ist Thomas Geis aktiv in Gremien wie DIN, ISO und der Deutschen Akkreditierungsstelle Technik (DATech) tätig und Editor der in Kürze erscheinenden überarbeiteten Norm ISO 9241-10 "Grundsätze der Dialoggestaltung".

Anmeldung zur SQS-Konferenz

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