10. April 2010 "Anforderungsanalyse statt Wünsch Dir was" Vortrag am 20.04.2010 auf der conHIT 2010 in Berlin
Vortrag am 20.04.2010 auf der Conference for Healthcare IT (kurz conHIT) in Berlin.
In Entwicklungsprojekten wird viel geredet. Workshops über Workshops werden durchgeführt und lange ToDo-Listen gepflegt. Viele Fragen werden gestellt und viele Antworten dokumentiert. Doch trotz aller Kommunikation erweisen sich Projektergebnisse in Form von IT-Lösungen oft als nicht zufrieden stellend aus Sicht derjenigen, die mit der fertig gestellten Lösung effizient arbeiten sollen: den Benutzern. Reden alle aneinander vorbei, ohne es zu bemerken? Nun, in gewisser Weise schon, denn das zentrale Problem bei der Datenerhebung für zu entwickelnde IT-Systeme liegt darin begründet, dass die eigentliche Arbeitsgrundlage für die Entwicklung gar nicht erhoben wird: Der Nutzungskontext.
Unter Nutzungskontext versteht man „die Benutzer, Arbeitsaufgaben, Arbeitsmittel (Hardware, Software und Materialien) sowie die physische und soziale Umgebung, in der das Produkt genutzt wird“ (ISO 9241-11). Der Nutzungskontext dient als zentrale Quelle für das Entdecken (nicht Sammeln) von Erfordernissen (needs) die sich in sogenannte Nutzungsanforderungen (requirements for use) transformieren lassen, die für alle an der Entwicklung beteiligten Parteien klar verständlich machen, was das Produkt konkret aus Nutzersicht leisten muss
Für die Erhebung des Nutzungskontexts ist es essentiell, dass die Daten mit denjenigen erhoben werden, die später mit dem Produkt arbeiten sollen. Eine erprobte Methodik hierfür liefert der Leitfaden Usability der Deutschen Gesellschaft für Akkreditierung (DAkkS, 2001 - 2009). Im Rahmen sogenannter Kontextinterviews werden mit echten Repräsentanten der Nutzergruppe sogenannte Kontextszenarien erhoben, in denen mit einer normierten Auswertungssystematik systematisch diejenigen Erfordernisse erkennbar und formulierbar werden, die für die erfolgreiche Produktnutzung essentiell sind. Im Vortrag wird erläutert, wir Kontextinterviews geplant, durchgeführt und dokumentiert werden und welche Fallstricke es hierbei gibt.
Denn, wer wissen will, was Nutzer brauchen, muss sie fragen, was sie tun – nicht was sie brauchen. Nach diesem Vortrag werden Sie wissen, wie sich ohne Wunschkonzerte trotzdem (oder gerade deshalb) wünschenswerte und zufriedenstellende IT-Lösungen konzipieren lassen, die effektiv und effizient nutzbar sind.
Über den Vortragenden: Thomas Geis ist seit fast 20 Jahren gefragter Berater für Usability Engineering bei vielen Unternehmen, Institutionen und Organisationen. Es gelingt ihm, dieses umfassende Thema gleichzeitig wissenschaftlich präzise sowie leicht verständlich und umsetzbar zu vermitteln.
Für Interessierte, die nicht am Vortrag teilnehmen konnten, stehen die Vortragsfolien zum Download im PDF-Format bereit.
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